„Unsere ganze Arbeit soll nur unserem Oldenburger Pferde und seiner bewährten Zucht gelten, die wir durch Leistungsprüfungen fördern wollen. Hierzu kann jeder zu seinem Teil mithelfen. Der Züchter und ältere Reiterkamerad durch die Zurverfügungstellung seines Pferdes, der junge Reiter durch eifrige und pünktliche Teilnahme an den Übungsstunden, um ein guter Reiter und Fahrer zu werden und so den alten guten Ruf unseres Oldenburger Pferdes festigen zu helfen. Ich erwarte, dass jeder von uns sein Bestes in den Dienst der guten Sache stellt. Wir werden uns nicht noch einmal unsere Zügel von einer politi­schen Partei aus der Hand nehmen lassen, wie wir dies einmal erleben mussten. Unser Verband hat mit Politik und Militarismus nichts zu tun, unsere ganze Arbeit gehört nur dem Oldenburger Pferd und dem Pfer­desport.“

Anlässlich des 80-jährigen Bestehens hat der Reiterverband Oldenburg diese Dokumentation über die Verbandsgeschichte herausgegeben. 

Ernst Kramer
Ein wenig Verbandsgeschichte …*

Es war im Frühjahr 1948, als Jan Noordendorp obige Zeilen an 56 Oldenburger Reitervereine schrieb. Er war gerade frisch gewählter Vorsitzender im neu gegründeten Verband der Reit‑, Fahr‑ und Rennvereine im Zuchtgebiet des Oldenburger Pferdes“ geworden. Dieser Verband hatte bis dahin die Aktivitäten in Oldenburg auf dem Gebiete des Reit‑, Fahr‑ und Turnierwesens koordiniert und äußerst befruchtend auf die Neubildung von Reitervereinen gewirkt. Infolge der Nazi‑Repressionen musste der Verband schon 1934 seine Arbeit einstellen. Bei Kriegsausbruch 1939 waren der einstige Zu­sammenhalt und die Zusammenarbeit der Oldenburger Reitervereine untereinander fast völlig verloren gegangen. Nach Kriegsende Mai 1945 erwachten im Frühjahr 1946 die ersten Oldenburger Reitervereine wieder zu neuem Leben. 1947 gab es schon über 50 Renn‑ und Reitver­eine.

Jan Noordendorp und sein pferdesportbegeisterter Freundes‑ und Be­kanntenkreis, zu dem auch bekannte Züchter aus dem „Verband der Züchter des Oldenburger Pferdes e.V.“ zählten, wollten besonders die enge Zusammenarbeit von Vereinen auf Kreisebene und den Zu­sammenschluß dieser Kreisverbände im schon erwähnten neuen „Ver­band der Reit‑, Fahr‑ und Rennvereine“ erreichen. Am 28. Januar 1948 fand in Oldenburg jene denkwürdige Sitzung statt, in der der Kreis um Noordendorp nicht nur den Verband gründete, sondern gleichzeitig auch vorbereitete Satzungen beschloss und den Vorstand und die wichtige „Technische Kommission“ wählte, die mit weitgehenden Kompetenzen ausgestattet wurde.

Schon 1948 wurden erste Weichen für ein Landesturnier gestellt. Der Verbandsvorstand entschied, dass die Premiere in Cloppenburg statt­finden sollte. Nach dem gelungenen Cloppenburger Turnier wurde später das Lan­desturnier aber grundsätzlich in Rastede ausgetragen, denn schon vor der Gründung des Dachverbandes unter Noordendorp war unter der Oldenburger Reiterschaft immer wieder die Forderung erhoben wor­den, eine feste Wettkampfstätte für Turniere und Leistungsschauen einzurichten. Diese sollte möglichst zentral im Land und dazu noch in der Nähe der Hauptstadt Oldenburg liegen.

In den 70er Jahren trat Jan Noordendorp „in kleinen Schritten“ zurück. Ihm stand im Verband und in der Turnierorganisation mit Otto Am­mermann der künftige Nachfolger schon zur Seite. Die Lücke, die Noordendorp bei seinem Ausscheiden hinterließ, wurde von einem Mann geschlossen, der längst zu einer Galionsfigur in der Oldenburger Reiterei geworden war: Otto Ammermann.  Der Jader­berger Dressur‑, Vielseitigkeits‑ und Springreiter hatte als Sohn des Rennreiters Hans Ammermann nach zahlreichen Erfolgen auf Olden­burgischen Turnierplätzen erstmals groß auf sich aufmerksam gemacht, als er 1961 in Holland Europameister der ländlichen Reiter, 1964 in Aachen mit „Servus“ Sieger im Springen der Meister und 1969 mit „Alpaca“ in Luhmühlen Deutscher Meister in der Military wurde. 1971 in München gab es mit demselben Pferd eine Bronzemedaille, 1976 mit seinem absoluten Spitzenhengst „Volturno“ bei den Olympischen Spielen in Montreal eine Silbermedaille in der Mannschaft. Für sein Engagement auf dem Gebiet des Reitsports wurde Otto Ammermann, 1978 in Lexington Mannschafts‑Vizeweltweltmeister, 1978 in Luh­mühlen und 1980 in Bielefeld mit „Volturno“ erneut Deutscher Meister in der Military, von Landwirtschaftsminister Funke 1996 mit dem „Verdienstkreuz am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens“ ausgezeichnet.

Ab 1980 fungierte der „Verband der Reit‑, Fahr‑ und Rennvereine im Zuchtgebiet des Oldenburger Pferdes e.V.“ unter dem neuen Namen „Reiterverband Oldenburg e.V“. Präsident blieb weitere 20 Jahre lang Otto Ammermann, der im Jahr 2000 aber nicht wieder für den Vorsitz kandidierte.

Zum Nachfolger Ammermanns wurde im März 2000 einstimmig Ludger Fischer aus Lohne gewählt. Mittelfristig sollte vor allem die Vielseitigkeitsreiterei, so forderte Fischer, wieder eine Domäne der Oldenburger Reiterei werden. Kurse für Einsteiger und Fortgeschrittene, sowohl in der Landeslehrstätte Vechta als auch an geeigneten Orten in den Kreisverbänden, sollen diese Bestrebungen unterstützen. Der Reiterverband wolle zentrale Anlaufstelle für Wün­sche, Anregungen und Kritik aus den Kreisen sein und die Zusammen­arbeit aller seiner Mitglieder untereinander zum Wohle des Oldenbur­ger Reitsports fördern.

Nach sechsjähriger Amtszeit übernahm Hans Fleming das Zepter im Reiterverband Oldenburg, der im Dezember 2012 allerdings völlig unerwartet plötzlich verstarb.

Im März 2013 übernahm Michael George das Amt. Er prägte den Verband durch viele Ideen und innovative Konzepte, u.a. die Oldenburger Jugendkader. 2021 folgte ihm als erste Frau in der Geschichte Springreiterin Janne Sosath-Hahn.